III: Der E-Hype – Oder wie man eine Party organisiert, die man schon abgesagt hat
Von Dr. Manfred Josef Pauli, 01. Februar 2011
„Unter Medienhype (engl. „Hype“ – von Hyperbel für „besonders spektakuläre, mitreißende Werbung“, die Begeisterung auslöst) werden meist kurzlebige, in den Massenmedien aufgebauschte oder übertriebene Nachrichten verstanden, die gezielt von Interessenträgern zur Werbung für bestimmte Ideen, Personen oder Produkte lanciert wurden.“ – Soweit Wikipedia, das weltweite Mitmachlexikon, das bekanntlich auch regelmässig unter Hypeverdacht steht.
Das Jahr 2010 war hinsichtlich der Elektromobilität und ihrer Berichterstattung offenbar vielfach davon geprägt, etwas aufzubauschen ... Eine kleine Auswahl:
Die Faz beglückte uns im April mit dem ganz nüchternen Titel „Der E-Auto-Hype“ und nannte das E-Auto eine „masslose Überschätzung“, liess dann gleich noch eine Polemik gegen die Stromherkunft einfliessen um abschliessend zu fordern, dass „alle Antriebsformen“ gleich zu behandeln seien.
Nur vor einem Hype warnen, übernahm die Zeitschrift für neue Energie „Genesis“ im Juni, allerdings klärte auch sie nicht, welcher Hype denn gemeint sein und was gegen ihn hülfe.
Da war im November die NZZ schon weiter, sie konstatierte bereits den Hype, als sie unter dem Titel „Zu grosse Hoffnung auf E-Autos“ mitteilte, dass es keine Klarheit über zukünftige E-Marktanteile gibt und es ohnehin nicht abschätzbar sei, welche Antriebsart sich letztendlich durchsetzen würde.
Da ist die Aussage von Frau Dr. Anja Peters (Psychologin mit Forschungsschwerpunkt energieeffizienter Autos) in einem SonntagsBlick aus dem Sommer fast schon Programm: „Der E-Hype ist kontraproduktiv.“ Dabei erklärt sie dort auch, dass der E-Durchbruch 2020 kommen wird und es eines besseren Images aber keiner staatlichen Förderung bedürfe.
„Hype um E-Auto ist übertrieben“ liess uns das online-magazin tt.com im Oktober wissen, sprachlich sicher sehr elegant und eindeutig ... Sowas würde sich die deutsche „Zeit“ nicht erlauben, deswegen spricht sie davon, dass „die Euphorie in punkto Elektromobilität zwar kaum Grenzen“ kenne, „schnelle Markterfolge elektrisch angetriebener Autos“ aber „vollkommen unbegründet“ seien, so im Mai unter dem Titel „Absage ans E-Auto“, in dem eigentlich nur vermeldet wird, dass eine amerikanische Forschungsinstitution prognostiziert, dass bis 2030 die Anschaffung von E-Autos noch so teuer sein könnte, dass eine massenhafte Verbreitung schwierig zu erreichen sein wird.
Dabei fallen diese Beiträge zum Glück insgesamt unter „Ausreisser“, vielmehr war das vergangene Jahr davon geprägt, dass elektromobile Aufklärung betrieben wurde, mit den Fahrberichten von klein- und erstmals auch grossserienreifen E-Autos praxisnahe Hilfestellungen gegeben wurden und auch im politischen Raum eher eine sachliche Debatte um mögliche Vor- und Nachteile staatlicher Interventionen geführt wurde.
Warum also dann doch diese Hype-Warnungen? Jenseits allzu einfacher Journaliusmusschelten, wie sie auch gern gepflegt werden, dürfte etwas anderes entscheidender sein – die Umstellung von der gewohnten fossilen Fortbewegung wird nicht kurzlebiges sein, wird länger dauern als drei, vier Jahre, wird wohl auch länger gehen, als sich manch einer noch in den Medien verbreiten darf. Und also wird noch mal ein wenig auf die grosse Pauke gehauen, vielleicht auch nur, um später mal den Enkelkindern erzählen zu können, was für ein mutiger „gegen den Strom schwimmender“ toller Mensch man damals gewesen sei.
Alle anderen können beruhigt sein – die elektromobile Zukunft wird kommen, nicht zuletzt, weil die fossilen Antriebsstoffe endlich sind. Es gilt bis dahin den Weg konstruktiv-kritisch zu begleiten, aber – um auf den Titel zu kommen – die elektrische Party kommt, auch wenn sie manch einer gern absagen möchte. Bis dahin haben alle Organisatoren noch viel zu tun.