Von Dr. Manfred Josef Pauli, 02. April 2012
2011 wurden die Elektroautos von den Medien liebevoll umschmeichelt und es wurden ihnen eine baldige Markteroberung vorhergesagt. 2012 lassen sich die selben Schmeichler fast nur noch kritisch vernehmen, die Luft sei raus. Hauptgrund für diese These ist vor allem, dass der Absatz der Elektroautos bei geringen Stückzahlen bleibt und von diesen wenigen nur ein Bruchteil in private Hände kommt, in der Schweiz rund jedes 20., in Österreich gar nur jedes 50. Das heisst aber umgekehrt, diejenigen, die jetzt ein Elektroauto kaufen, nutzen dies in irgendeiner Weise kommerziell – und soweit uns hier die Statistik und die Logik helfen, tun sie dies innerhalb von Flotten.
Dieser Flotteneinsatz von Elektroautos ist dabei durchaus gewünscht und wird ein Wegbereiter sein hin zu einer wachsenden Akzeptanz beim Privatkunden. Selbst wenn sich der Trend weg vom Autobesitz verstärkt, wird es in absehbarer Zeit doch noch ein ausreichend grosses Potenzial für den privaten Autokauf geben. Und innerhalb von Flotten kann das Elektroauto bereits jetzt seine Vorteile voll ausspielen: gutes Image wegen seiner Umweltfreundlichkeit, geringere Wartungskosten dank verschleissarmer Technik, drastisch geringere „Treibstoff“kosten selbst bei sinkenden Mineralölpreise und hohes Potenzial für eine innovative, moderne und zukunftsorientierte Firmenwerbung. Hinzu kommt, dass die Reichweiten elektrischer Autos von 80-150 Kilometer für zahlreiche typische Einsätze von Flottenfahrzeugen reichen, Fahrzeuge für Mitarbeitende in der häuslichen Pflege, Chauffeurdienste für Führungspersonal, lokale Kurierdienste. Oder wie Beispiele aus Städten in China, Amerika und mittlerweile und auch der Schweiz zeigen, werden Flottenfahrzeuge zunehmend auch für Taxis und Carsharing-Systeme attraktiv.
Dass der private Kunde noch nicht zugreift, hat viele Gründe: noch sind die fossilen Treibstoffe offenbar erschwinglich, der finanzielle Umsteigedruck fehlt, der emotionale offenbar auch, denn noch laufen bisherige Antriebe tadellos, selbst die Verbrennervarianten von Erdgas und Biogas kommen nicht recht an die Frau, den Mann. Doch ein Grund dürfte dringlicher sein: die wenigsten sehen Elektroautos im Alltag, geschweige denn, sie würden sie fahren können.
E-Autos in Flotten würde hierbei an zwei Stellen helfen: die Sichtbarkeit würde wachsen, und immer mehr Menschen bekämen die Chance, diese auch mal zu fahren, selbst wenn es wie bei den Taxis dann nur ein Mitfahren wäre. Doch so oder so wäre gewährleistet, dass sich jede und jeder von der Tauglichkeit der Fahrzeuge überzeugen könnte.
Es kommt hinzu, dass derzeit auch aufgrund der ambivalenten Berichterstattung über Elektroautos die Hersteller nicht recht wissen, welchen Prognosen sie trauen möchten. Ein stabiler, wachsender Absatzmarkt in die Flotten hinein, könnte hier Planungssicherheit erhöhen und gleichzeitig mittelfristig die Preise senken. Was wiederum diese Fahrzeuge auch für den Privatkunden interessanter macht. Immerhin ist für diesen das Auto nach dem Haus die zweitteuerste Anschaffung. Und im Gegensatz zur vielzitierten Erfolgsstory Mobiltelefon, kann sich hier der Normalverdienender einen Fehlkauf nicht einfach so leisten. Er möchte wissen, was er beim Elektroauto bekommt und wie sicher er durch die Welt damit kommt. Der zügige Ausbau der Ladeinfrastruktur als v.a. wahrnehmungspsychologischer Akzeptanzbeschleuniger wird ebenso kommen, wie die stetig breiter werdende Modellpalette und damit einige Vorbehalte ausräumen.
Der Flottenbetrieb ist nun aber keine Wohltätigkeitsveranstaltung für Autohersteller oder zukünftige Privatkunden. Doch wer sich jetzt rasch darum kümmert, dass, wo möglich, seine Flotte elektrischer und elektrischer wird, kann alsbald auch geldwerte Vorteile einstreichen – durch Einsparungen an Treibstoffen und Unterhalt einerseits, aber vor allem durch Wettbewerbsvorteile in den Bereichen Prestige und Innovationskraft. Die Wirtschaftswissenschaft würde wohl von einer win-win-Situation sprechen.
Liebe Leserin, lieber Leser
Mit unserem Blog greifen wir regelmässig die aktuellen Entwicklungen rund um das Elektroauto und die Elektromobilität auf. Wir versuchen, kurz und prägnant das Wichtigste darin zu verarbeiten. Nicht jeder Medienhype interessiert uns dabei, sondern, wie sich unsere Mobilität zunehmend elektrisch gestaltet. Herzlich laden wir Sie dazu ein, mit uns in den Dialog zu treten.
Nun wünschen wir Ihnen viel Lesevergnügen !
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