V: Das teure E-Auto. Oder warum Fortschritt nichts für Erbsenzähler ist.
Von Dr. Manfred Josef Pauli, 06. April 2011
40.000 Franken und viel mehr für ein Mittelklasseauto? Gohts no? Ja es geht noch. Das Elektroauto ist (Stand April 2011) im Gegensatz zum Verbrennungsmotor teurer in der Anschaffung. Datumsangaben sind hier keine Spielerei, sondern werden wichtiger und wichtiger. Denn die grossserienmässige Produktion und Auslieferung beginnt erst. Preise sind derzeit noch eher Liebhaberpreise.
Der Knackpunkt hinsichtlich der Menge der Autos sind noch die Batterien, oder genauer gesagt, die Batterieproduktion. Aber eben noch. Regelmässig kommen Meldungen wie, dass der Autozulieferer Continental eine Produktionsstätte mit 15.000 Batterien für Elektroautos pro Jahr aufbaut, BMW Allianzen für den Bau von Elektrobatterien eingeht oder Nissan bis Ende 2012 seine Produktion von Batterien auf 500.000 Batterien auffährt.
Und wie aus der Wirtschaft bekannt, macht sich die Grösse bezahlt, Masse zahlt sich irgendwann aus, economies of scale nennt sich das Ganze. Steht eine Technologie am Anfang, ist das aber mit der Masse so ein Problem, es herrscht eher noch Klasse vor. Und die ist bekanntlich teurer. Je mehr allerdings in diesem Markt produziert wird und je mehr in diesen Markt einsteigen werden, so günstiger wird es.
Bei den Batterien auf Lithium-Ionen-Basis, der üblichsten Batterievariante für Elektroautos, wird derzeit mit Preishalbierungen je kWh bis 2018 und gar einer Drittelung bis 2020 gerechnet (von US$ 680 auf 220) Da im Moment die Batterie von den erwähnten 40.000 Franken ca. 10.000 ausmachen, lässt sich auch in etwa ausrechnen, ab wann der Preis allein kein Ausschlusskriterium mehr sein wird. Und dabei wird schon vermeldet, dass im März 2011 eine Lithium-Eisen-Batterie als Weiterentwicklung für 300 € erhältlich sei (Zum Originaltext)
Das „Geschrei“ um die teuren Elektroautos wundert aber doch. Wäre es nur fortschrittsskeptisch bedingt, könnten die Kritiker in einen Topf geworfen werden mit den Gegner der Eisenbahn („Solches Tempo macht die Leute krank“), des Fernsehens, des Handys („Zwei Joghurtbecher mit Schnur“), des Computers oder des Internets („Alles bloss ein Hype“)
Ginge es den Preisbewussten wirklich ums Geld, müssten sie eigentlich dem forcierten Ausbau der Elektromobilität das Wort reden, denn „Masse zahlt sich aus“ und „Auf die Grösse kommt es eben doch an“.
Nein, es steht etwas anderes zu befürchten. Der Preis ist ein beliebter Hebel für die grundsätzlichen Gegner der Elektromobilität, ein Hebel den natürlich jeder kennt, den jeder hat mit Preisen zu tun und kalkuliert seine Kosten und Nutzen. Und diese Gegner sitzen derzeit an den grossen Trögen der traditionellen Mobilitätsindustrie. Dann ist schon klar, dass da eine Erbsenzählerei beginnt, wenn einem das Fleisch droht abhanden zu kommen.
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