IX: Kongresse, Tagungen, Ausstellungen – Oder warum die Elektromobilität manchmal schon ganz normal ist?
Von Dr. Manfred Josef Pauli, 12. Januar 2012
Im Februar 2012 findet zum dritten Mal der Kongress des Schweizer Forums Elektromobilität statt. Ein guter Zeitpunkt, einmal inne zu halten und sich zu überlegen, warum so ein Anlass stattfindet oder sogar stattfinden soll und muss?
Wo befinden wir uns denn bei der Elektromobilität? Die ersten Grossserienfahrzeuge werden seit 2011 ausgeliefert, auch wenn noch mit bescheidenen Stückzahlen. Immerhin aber nach 25.000 Leafs Jahresproduktion 2011, meldet auch Renault für seine E-Flotte 60.000 Jahresproduktion, andere Hersteller bereiten für 2013 ihren Marktauftritt vor. Fast täglich steht in den Lokalbünden der Zeitungen, dass eine neue Ladesäule errichtet wurde und die verschiedenen Fach- und Lobbyverbände erarbeiten wichtige Anleitungen und Merkblätter rund um die Elektromobilität mit immer konkreteren praktischen Tipps für die Kundinnen und Kunden.
Trotz all dieser Aktivitäten stehen wir erst noch in der Phase der Marktvorbereitung. Die meisten Experten rechnen damit, dass diese Phase bis ca. 2017 gehen wird, dann bis 2020 die Phase der Markthochfahrt kommen wird, in der Elektroautos zunehmend auch von Privaten und nicht mehr nur von Flottenbetreibern gekauft werden. Ab 2020 wird dann die allmähliche Marktdurchdringung und der Massenmarkt greifen. Auffallend ist, dass sich die meisten Prognosen in dieser Einteilung allenfalls graduell unterscheiden.
Insgesamt also noch gut acht Jahre, bis es sicher erscheint, dass ein echtes Marktgeschehen in der Elektromobilität festzustellen sein wird. Das dürfte ein Grund sein, warum jetzt viele Veranstaltungen durchgeführt werden, da möglichst viele dabei sein wollen und jetzt versuchen, sich in eine Pole Position zu bringen.
Ein anderer wichtiger Grund dürfte sein, dass nunmehr ständig neue Erfahrungen mit den Fahrzeugen und der Infrastruktur gemacht werden, die es auszutauschen gilt und die genutzt werden müssen, um die Produkte sicher, alltagstauglich und attraktiv zu machen. Die Auswirkungen eines Batteriebrandes in der GM-Familie mit dem daraus resultierenden Entscheid, die Auslieferung des Modells Ampera zu verschieben, hat zum Jahreswechsel 2011/2012 dementsprechende negative Medienreaktionen für Elektroautos gezeitigt.
Der dritte, und wohl wichtigste Grund, jetzt Veranstaltungen durchzuführen ist: Sie werden bleiben, weil die Elektrofahrzeuge bleiben und weil die Elektromobilität erst noch im grossen Stil kommt. Und es werden wie bei anderen Techniken auch, ständig Modifikationen, Verbesserungen, Varianten, neue Hersteller, neue Kunden, neue Interessierte undsoweiterundsofort kommen, so dass es stets etwas auszutauschen gibt.
Und vergessen wir nicht – auch nach 125 Jahren Verbrennungsmotoren treffen sich deren Fans auf allen möglichen Anlässen. Noch einmal 125 Jahre lang werden sie das kaum tun können.
Darum herzlich willkommen zum 3. Kongress des Schweizer Forums Elektromobilität, wenn Sie es dieses Jahr nicht schaffen, dann seien Sie auch 2013 herzlich willkommen.
Liebe Leserin, lieber Leser
Mit unserem Blog greifen wir regelmässig die aktuellen Entwicklungen rund um das Elektroauto und die Elektromobilität auf. Wir versuchen, kurz und prägnant das Wichtigste darin zu verarbeiten. Nicht jeder Medienhype interessiert uns dabei, sondern, wie sich unsere Mobilität zunehmend elektrisch gestaltet. Herzlich laden wir Sie dazu ein, mit uns in den Dialog zu treten.
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