Oder wie die Phasen der Marktdurchdringung auch gesehen werden können.
Die Immatrikulationszahlen von batterieelektrischen Fahrzeugen sind für 2012 für viele ernüchternd. Gut, für manche bestätigen sich eh ihre Antipathien gegenüber dem elektrischen Antrieb und sie werden auch nicht müde, dies triumphierend mitzuteilen.
Seitens der
E-Fans wird ohnehin anders gerechnet und das macht eher klar, wieso die Zahlen
dort sind, wo sie sind (im übrigen ist eine Verdoppelung der
Immatrikulationszahlen, wie wir sie 2012 gegenüber 2011 in der Schweiz sehen,
rein rechnerisch eine Steigerung um 100%).
Nach dieser
Phasenbetrachtung befinden wir uns derzeit in der Marktvorbereitung und das bis
2014. Dies ist das Jahr, in dem alle relevanten Automobilhersteller (OEMs)
mindestens ein seriengefertigtes Elektroauto im Angebot haben werden.
Danach kommt die
Phase der Markthochfahrt, die bis 2017 gehen wird. Dies ist das Jahr, in
dem die Batteriepreise vor allem dank ausreichender Produktionskapazitäten so
hoch sein werden, dass sie über denen der Autokarrosserien liegen und
zusätzlich preissenkend werden. Entweder in diesem Jahr 2017, spätestens aber
2020 werden dann die Elektroautos preislich mit den Verbrennern gleichziehen
können. McKinsey rechnet sogar damit, dass 2020 der Verbrenner nur noch dann
konkurrenzfähig sein wird, wenn der Benzinpreis wieder auf 55 Cent sinkt. (http://bit.ly/O05Rwu)
Ab dann beginnt die Phase der Marktdurchdringung oder des Massenmarktes, d.h. die
Elektrofahrzeuge buhlen ohne Sonderverzerrungen um die Gunst der
Kundschaft.
Marktvorbereitung,
Markthochfahrt, Marktdurchdringung, Massenmarkt – schön und gut, aber was
heisst das für die Leute, die voraus gehen, die dabei bleiben und nachher nur
eine/einer von vielen sein werden? Wie kommt das also „unten“ an und wie lauten
diese Phasen für die jetzigen Nutzerinnen und Nutzer?
Wir nennen das
einfach mal: Beäugen, Bekennen, Bedanken. Jetzt ist Beäugen dran – in jeder
Richtung. Wer sich schon für ein Elektroauto entschieden hat, wird das
„Beäugen“ sehr konkret erleben (sofern ihn seine Umwelt sieht und hört...).
Aber auch als Nutzerin und Nutzer ist es eine Zeit des Beäugens, des nach allen
Seiten Schauens, was tut sich auf dem Markt, welche neuen Services werden
angeboten. Z.B. wann kommen die ersten Schnelllader zur Benutzung? Oder Wo kann
ich wirklich in Ruhe mein Auto aufladen, ohne Unruhe in der Nachbarschaft zu
erzeugen? Und wie geht es insgesamt mit den Elektroautos weiter, wann hat mein
Nachbar auch eins?
Ab 2014 wird die
Schlacht wohl etwas härter, denn die Konkurrenz schläft ja nicht. Es
werden 2014 nicht nur viele E-Serienfahrzeuge auf den Markt kommen, sondern
auch auf Verbrennerseite werden immer effizientere Fahrzeuge produziert, evtl.
ist das 2-Liter-Auto dann schon da. Und in dieser Zeit wird der Streit der
Argumente mit Strommixes, Ökobilanzen, CO2-Zielen und Klimaschutz nicht
weniger, sondern sicher heftiger geführt werden als heute. Diese Phase wird
also von den Nutzerinnen und Nutzern (aber auch all ihren Sympathisantinnen und
Sympathisanten) eine Zeit des elektrischen Bekennens sein (der Begriff der
Durchhalteparole wird sicher fröhliche Urstände erleben). Es wird darauf
ankommen, sich klar hinter die individuelle Elektromobilität zu stellen, nicht
einzuknicken von den Lockangeboten der Verbrennerlobby mit ihren
Preisrabattschlachten und Sonderausstattungen. Es wird hart werden, das ist
sicher.
Aber ab 2017,
spätestens aber ab 2020 wird sich das Durchhalten, das Dranbleiben und das
Tapfersein auszahlen: wenn dann der Ölpreis dort ist, wo er dank seiner
Knappheit ohnehin schon heute sein müsste, wenn die Kriege um Rohstoffe immer
häufiger militärisch geführt werden und die regenerativen Energien ihre
Marktpositionen so richtig ausgebaut haben, dann wird das E-Auto nicht nur DIE
Alternative sein, sondern es wird Dank regnen auf all jene, die durchgehalten
haben. Die mit ihrem Engagement, ihrer Kaufkraft der Elektromobilität erst die
Marktchancen ermöglicht haben, die sie nun im Sinne der effizienten Mobilität,
voll ausspielen kann. Mal sehen, welch heute noch angriffslustiger Fossilfan
sich nachher in gewundenen Dankesschreiben üben wird.
Kurzum: Heute
soll nichts aufgehalten werden, was zukünftig grossen Nutzen bringt. Darum
lassen wir uns ruhig etwas beäugen, bleiben wir bekennend und sind dann nicht
übermütig, wenn der Dank über uns hereinbricht. Dann kann von mir aus sich auch
der Markt hoch-, hin und herfahren oder sich sonstwie durchdringen.
Oder was denken Sie dazu?